Datum: 04.05.2015
Am Rande des Altmühltals drehen sich seit Ende 2013 fünf große Windkraftanlagen. Während fast überall mehr Protestgruppen als Windkraftanlagen aus dem Boden schießen, hat der Windpark Denkendorf die volle Zustimmung der Bürger. Was haben die Betreiber anders gemacht?
Wie klein Bäume sein können, sieht man am Rande des Altmühltals bei Denkendorf. Dort überragen 5 Windkraftanlagen den hiesigen Wald. Das Altmühltal ist ein Naturpark in Mittelfranken und Oberbayern, ein touristischer Magnet und offiziell eines der schönsten Geotope Deutschlands.
Anderswo in Deutschland, an Dutzenden und Hunderten von Orten, gehen die Bürger auf die Barrikaden, wenn jemand Windkraftanlagen auf Wiesen, Felder, Hügel und in Wälder setzt. Sie bilden Gruppen, die Namen wie „Gegenwind“ haben, messen, wie groß der Lärm von Windkraftanlagen ist, beklagen die Verschandelung der Landschaft, behaupten, Windkraft würde Vögel töten, sehen den Wert ihres Grundstückes in Gefahr und präsentieren Studien, denen zufolge Windkraftanlagen gesundheitsschädlich sind.
Nicht so im Naturpark Altmühltal. Hier schien alles glatt gelaufen zu sein, es gab keine Proteste der Bürger. Für Armin Geyer, Chef der Betreiberfirma des Windparks, liegt dies vor allem daran, dass man von Anfang an versucht hat, das Projekt in Einklang mit Natur und Bürgern umzusetzen. „Wir haben sehr viel getan. Wir haben frühzeitig die Bürger mit diversen Veranstaltungen informiert, haben sichergestellt, dass die Anlagen das Landschaftsbild nicht zerstören und vom eigentlichen Altmühltal aus nicht zu sehen sind.“
Der Aufwand war gewaltig. Mehr als ein halbes Jahr lang hat die Betreibergesellschaft die Flugbewegungen geschützter Arten untersuchen lassen. Der Standpunkt der Windkraftanlagen wurde so gewählt, dass kein Baum gefällt wird; die Firma hat in eine moderne Anlagentechnik investiert, die sehr effizient und dank einer speziellen Flügeltechnik leise ist. „Unsere Windkraftanlagen haben sogar ein Blattheizungssystem, das erkennt, ob Eis auf den Flügeln liegt. Falls ja, wird erst geheizt, bevor die Anlage anläuft, damit kein Eis herunterfällt.“
Am wichtigsten sei jedoch gewesen, die Bürger zu beteiligen. „Unser Windpark ist ein echtes Bürgerprojekt, das den Namen auch verdient. Nur so kann man eine wirkliche Akzeptanz erreichen.“ Die Mehrheit der Anteile liegt bei den Bürgern der Region, der Rest bei „strategischen Partnern“ wie Stromversorgern, Gemeinden und Energiegenossenschaften.
Insgesamt 20 Millionen Euro wurden in den Windpark investiert. Ein Drittel dieser Summe wurde von Bürgern aufgebracht – und zwar innerhalb von nur vier Wochen. „Wir haben in vielen lokalen Veranstaltungen für das Projekt geworben. Wenn man sich das momentane Zinsniveau anschaut, ist es relativ schwierig, sein Geld gewinnbringend anzulegen, und mit unserem Windpark hat man eine Investition, die man jeden Tag begutachten kann. Das hat viele Bürger überzeugt.“
Die Begeisterung der Bürger an dem Projekt ist umso erstaunlicher, als Windkraft-Investitionen schon länger in der Kritik stehen. Nicht zu Unrecht, mein Geyer: „Es ist öfter vorgekommen, dass die Initiatoren mehr aus den Parks herausgezogen haben, als diese verkraften. Das heißt: die Renditen werden mit zu viel Optimismus berechnet. Wir haben 1,5 Jahre lang den Standort mit drei Systemen vermessen. Das hat ordentlich Geld gekostet, aber man braucht das, um eine zuverlässige Datengrundlage zu haben.“
Für Geyer beweist der Erfolg des Bürgerwindparks Denkendorf – der einer der größten in Bayern ist – dass das Interesse der Bürger, sich an der Energiewende zu beteiligen, ungebrochen groß ist. Dies gibt ihm Optimismus, dass die Energiewende auch in Bayern gelingt. Obwohl die politischen Rahmenbedingungen wenig optimal sind: „Das neue EEG lässt durchaus noch Raum für weitere Anlagen. Hier in Bayern, mit der großen Abstandsregel, sind die Flächen jedoch sehr eng geworden. Wenn man die Energiewende wirklich umsetzen will, sind die politischen Bedingungen in Bayern nicht gerade förderlich.“
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